Eine kurze Betrachtung direkten Platinendrucks

Ich habe meinen für Platinen-Direktdruck modifizierten Lexmark E360d nun seit einer Weile im Einsatz. Details zum Bau selbst finden sich bereits im git-Repository des Projekts (englisch), daher beschränke ich mich hier auf einige Kommentare zur tatsächlichen Nützlichkeit. Platinenfertigung ist deutlich günstiger geworden, wodurch sich das Ätzen daheim kaum noch lohnt. Der „haxmark“ kommt bei mir daher nur noch zum Einsatz wenn ich eine Platine schnell brauche und dann leistet er anständige Arbeit.

Die grundsätzliche Idee

Ziel ist es, die Platine so direkt wie möglich vom Drucker ins Ätzbad geben zu können. Ich verwende normales kupferkaschiertes Platinenmaterial ohne Photobeschichtung, also wird der Toner Ätzresist sein. Um ihn auf die Platine zu bringen, muss der Laserdrucker umgebaut werden: Er sollte auf Platinenmaterial drucken wie auch auf Papier. Normaler Toner ist sehr beständig und hält später ohne Probleme den Chemikalien stand.

Da Platinenmaterial deutlich dicker und starrer als Papier ist, sind auf der mechanischen Seite einige Veränderungen nötig. Der Einzug wird seinen Dienst nicht tun bis weite Teile entfernt wurden. Anstatt wie das Papier über Rollen mehrfach umgeleitet zu werden, wird die Platine auf einem dünnen Träger vorne eingezogen und geradeaus nach hinten durch den Drucker geleitet, bis es ihn durch einen neue Öffnung auf der Rückseite verlässt. Optik und Photoleiter sind noch an ihrem Platz und lagern den Toner direkt auf der Kupferseite ab.

Nachdem ein großer Teil der Mechanik fehlt, fehlen auch die meisten Sensoren, von denen die Steuerung des Druckers im normalen Betrieb Signale bekommt, sowie das Papier sich fortbewegt. Im Falle unerwarteter Signale wird der Druckvorgang unterbrochen um Schäden am Drucker zu vermeiden. Soll der modifizierte Drucker also auch noch arbeiten und nicht nur Papierstaumeldungen produzieren, müssen diese Signale nachgestellt werden. Eine kleine Platine mit Mikrocontroller dient daher als Ersatz für entfernte Mechanik und Sensoren und schickt alles an die Druckerhauptplatine, was diese erwartet.

Der Druckvorgang muss außerdem ohne Fixiereinheit funktionieren. Dieser würde nicht genug Hitze abgeben und hätte ohnehin Probleme mit der Dicke des Mediums. Die Tonerpartikel halten daher nur durch elektrostatische Kräfte am Kupfer, wenn die Platine hinten ausgegeben wird. Diese sind zwar stärker als man denken würde (auch einem Pusten über die Oberfläche halten sie Stand), aber nicht stark genug fürs Ätzbad. Eine einfache Lösung ist es, die Platine in Acetondampf zu hängen, was die Druckqualität nicht beeinflusst aber den Toner leicht anlöst und den Druck dadurch sehr beständig macht.

Das ist, grob zusammengefasst, der ganze Druckprozess. Das Ätzen selbst funktioniert wie immer, aber der Vorgang davor ist nun deutlich vereinfacht.

Verwendung Schritt für Schritt

Ich erstelle meine Platinen in KiCad, das genaue CAD-Programm ist für den Druck aber nicht weiter relevant. So gehe ich typischerweise vor:

Um doppelseitige Platinen ätzen zu können, wiederhole ich den gesamten Prozess, wobei eine Seite beim Ätzen jeweils mit breitem Klebeband abgedeckt wird. Es wäre theoretisch möglich, beide Seiten auf einmal zu ätzen, ich habe nur noch keinen Rahmen zum Halten im Acetondampf gebaut, damit die untere Seite nicht verwischt wird.

Vor- und Nachteile

Das Verfahren ist nicht perfekt. Einige Bemerkungen, falls jemand ans Umbauen eines Druckers für diese Aufgabe denkt:

Gut funktioniert:

Durch den direkten Druck ist die Auslösung stets besser als bei UV-Belichtung.

Luft nach oben:

Typische Druckprobleme durch eine verzogene Platine.

Bei meiner Verwendung übertreffen die Vor- die Nachteile immer noch. Ich habe zwar immer noch alles für die UV-Belichtung da, habe es aber nicht mehr gebraucht, seit ich den „haxmark“ gebaut haben.